Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Tierische Konsequenzen

Die US-Gouverneurin Kristi Noem unterstreicht in ihrem Buch, warum sie sich als waschechte Hardlinerin auch für höhere Aufgaben qualifiziert sieht. Wer eigene Hunde abknallt, ist auch in der Politik bereit, Unbequemes zu erledigen. Ob das die tiernarrischen Amerikaner auch so sehen? Eine Glosse von Heinz Gorr.

Von: Heinz Gorr

Stand: 07.05.2024

Der öffentliche Umgang mit Tieren kann polarisieren - zumal in Deutschland, wo es irgendwann mehr Tierwohllabels als Milchkühe geben wird. Es ist Jahrzehnte her, trotzdem blieb das Schicksal des Kollegen im Gedächtnis, der sich mit einem offen herumgetragenen "Katzenhasserbuch" vor allem bei der weiblichen Belegschaft dermaßen ins Abseits katapultierte, dass er keinen Fuß mehr auf den Boden bekam. Er soll später in Berlin wieder gesehen worden sein…

Je prominenter der Mensch, desto mehr Aufmerksamkeit schenkt nicht nur die Yellow Press den gern zur Schau gestellten Tierliebenden, man posiert und postet auch selbst rund um die Uhr auf allen Kanälen, wie wichtig einem die zumeist vierbeinigen Gefährten doch sind. Denken wir nur an den Niederschlag, den unzählige Generationen von Hunden im Alltag des Weißen Hauses in der Weltpresse fanden - vom SPIEGEL bis zum Trierischen Volksfreund. Ja, selbst das Ableben namentlich bekannter Ex-Präsidentenhunde war vielen eine Meldung wert, auch wenn ihre Herrchen längst nicht mehr in der Pennsylvania Avenue Nr. 1600 residierten.

Die jüngsten diesbezüglichen Schlagzeilen aus den USA sind aber überwiegend negativ: Die Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem, beschreibt in ihrem dieser Tage erscheinenden Buch ohne Umschweife, dass sie einst ihre Hündin Cricket in einer Kiesgrube eigenhändig erschossen habe. Weil das Tier schwer erziehbar gewesen sei.

Hundeliebe ist fast schon Pflicht

Diese verbalen Salven könnten nun - karrieretechnisch - nach hinten losgehen, denn Noem galt bis vor Kurzem als heiße Kandidatin für die Vizepräsidentschaft des von ihr verehrten Republikaners Trump. Im gnadenlosen Wahlkampf könnte sie Donalds nach unten gedrehter Daumen schnell von der Liste wischen - oder macht er die kompromisslose "Welpenmörderin" zur Favoritin und damit das Abknallen von Hunden salonfähig? Die Annalen verzeichnen u.a. Antilope, Spottdrossel, Seidenraupen, Alligatoren, Adler, Truthahn, Opossum, Dachs, Ratte, Hyäne, Waschbär oder Ziege als Presidential Pets:

Seit George Washington jedenfalls gab es nur einen einzigen Präsidenten ohne jedes Haustier - Donald Trump… Gott sei Dank drohen in der streichelsüchtigen Bundespolitik oder gar in Bayern keine derartigen Exzesse profilneurotischer Hardliner: Hundeliebe ist fast schon Pflicht, selbst der Kanzler erinnert sich immerhin an einen Kater aus Kindertagen. Scharf geschossen wird hier allenfalls auf Problembären oder Schadwölfe - und das nur aus Gründen der Landesverteidigung gegen animalische Migranten.


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