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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Faulheit?

Wir deutschen sind faul heist’s. Blödsinn. Wir sind halt einfach nur so effizient, dass man gar nicht merkt, dass wir arbeiten. Ziemlich kurzer Text, gell. Effizient halt. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 03.05.2024

Sind die Deutschen zu faul? Diese Frage hat, wenn auch indirekt, ein US-amerikanisches Nachrichtenportal aufgeworfen und wenn man diesjährigen Slogan des DGB zum 1. Mai hört: „mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“, dann klingt der fast schon wie der Beleg für die US-These von der überbordenden deutschen Faulheit.

Man muss sich einmal alte DGB-Forderungen anschauen: Solidarität, Gerechtigkeit, Freiheit - nicht FreiZeit.

„Mehr Arbeit!“ Das hat’s auch gegeben. Mit Ausrufezeichen! in den 80er und 90er Jahren. Gut, damit waren mehr Arbeitsplätze gemeint, weil damals halt das Millionen-Heer der Arbeitslosen definitiv weniger Freizeit wollte - vor allem weniger unfreiwillige Freizeit. Man könnte ja auch fordern „Den meisten Lohn, nur noch Freizeit und absolute Sicherheit“. Das ist die Forderung der Gewerkschaft der Milliardäre. Und die hat sich durchgesetzt!

Und man muss ja auch einmal sagen, so direkt Faulheit kann man den Deutschen ja nicht attestieren.

Und man muss ja auch einmal sagen, so direkt Faulheit kann man den Deutschen ja nicht attestieren. Schauen Sie sich die Fitnesscenter an. Was sich die Nation dort abschuftet - gewaltig. Wenn ich morgens bei mir im Park eine Runde drehe, dann bin ich oft der Einzige, der nicht rennt. Also was Leibesertüchtigung angeht ist der Deutsche so fleißig wie seit 90 Jahren nicht mehr.

Oder Demos. Da herrscht maximaler Andrang. Egal um was es geht. Neuerdings sogar fürs Kalifat. Bin ich absolut dafür, so lange der Kalif aus dem Hause Wittelsbach kommt. Der würde uns schon sagen, was wir zu tun und zu lassen haben. Weil das ist ja des Entscheidende an der Arbeit: Die damit verbundene Wertschöpfung. Wenn der Bauer gut arbeitet, dann gibts gute Kartoffeln. Aber er muss halt hackeln dafür. Und wenn jemand eine gute Software entwickelt, die dem Bauern beim Kartoffelanbau hilft, auch gut. Aber viele, gerade junge, social-media-affine Leute fragen sich, warum soll ich mir den Streß antun,  wenn ich als Influencer einfach mein Leben vermarkten kann?

Ein Bekannter hat mir kürzlich ein Netzfundstück geschickt. Eine Influencerin - aus Südkorea, aber das heißt ja nix - die verkauft ihre Fürze im Glas. Das mag jetzt unappetitlich klingen, aber es läuft. Weltweit. 270 Euro pro Glas. Und sie sagt, sie kann sich vor Anfragen kaum retten. Entschuldigung, aber da ist doch jeder blöd, der morgens um sieben in die Arbeit geht, wenn man mit einem Furz im Glas 270 Euro verdienen kann.

Wie gesagt, bisserl unappetitlich, aber vom Ansatz her hochinteressant. Das sind doch im Grunde die Fachkräfte, die wir in Deutschland brauchen. Wertschöpfung und Faulheit, das muss kein Widerspruch sein.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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