Photovoltaikanlage und Windkraftanlage vor blauem Himmel.
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Negativer Strompreis: Geld geschenkt für Stromverbrauch

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Negativer Strompreis: Wer kann davon profitieren?

An Wochenenden oder Feiertagen, wenn die Wirtschaft wenig Strom benötigt, kann an der Energiebörse ein Überangebot entstehen. Dann fällt der Preis dramatisch - bis ins Negative. Davon können auch Verbraucher profitieren.

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Wenn an sonnigen Tagen auch noch der Wind stark weht und der Strombedarf eher niedrig ist, dann kann es bei den Erneuerbaren Energien leicht zu einer Überproduktion kommen. Das passiert zum Beispiel immer mal wieder an Wochenenden. An der Börse, wo Angebot und Nachfrage zusammenlaufen, drückt das den Preis bis ins Negative. Wie am vergangenen Sonntag, am 02. Juli, als eine Megawattstunde Strom minus 500 Euro kostete. Stromerzeuger mussten also noch 500 Euro drauflegen, um eine Megawattstunde Strom loszuwerden. Für Photovoltaik-Anlagen kann unter solchen Bedingungen die Einspeisevergütung wegfallen. Einen solchen kurzfristig negativen Strompreis können bislang aber nur sehr wenige Privathaushalte nutzen, wenn sie einen dynamischen Tarif haben, der nach Börsenpreis abrechnet.

Variable Strompreise für Privatkunden bislang unüblich

Um vom Minus-Strom, den es für weniger als nichts gibt, zu profitieren, müssen Verbraucher einen dynamischen Tarif haben, der nach Tagespreisen abrechnet, und das ist bislang noch die ganz große Ausnahme. In der Regel sind Privathaushalte an längere Lieferzeiten und starre Tarife gebunden, die ihnen von den Stromversorgern für mehrere Monate vorgegeben werden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck versprach aber, dass ab 2025 alle die Wahl haben sollen, ihren Strom nach Börsenpreisen abzurechnen. Das kann, wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs, aber auch zu extrem hohen Preisen führen, was viele Handwerksbetriebe zu spüren bekamen.

Wie bekommt man Börsenstrom direkt nach Hause?

Handwerker und gewerbliche Anbieter bekommen in ihren Tarifen also häufig weitgehend "ungebremst" den Börsen-Preis abgerechnet, was je nach Marktlage eben auch zu starken Schwankungen bei der Stromrechnung führen kann. Tendenziell sind die Lieferpreise im Sommer günstiger, weil der Anteil der Erneuerbaren mit Wind und Sonne am Strom-Mix dann höher ist und der Verbrauch geringer als in der kalten Jahreszeit.

Das Versprechen von Habeck für 2025 ist daran gebunden, dass die Haushalte der Stromkundinnen und –Kunden bis zu diesem Zeitpunkt auch über ein "intelligentes Messsystem" verfügen. Das ist ein Grund, warum der Bundeswirtschaftsminister derzeit die alten analogen Stromzähler durch neue digitale Geräte ersetzen lässt. Ein dynamischer Tarif soll künftig für jeden wahlweise zur Verfügung stehen.

Voraussetzungen für Variable Tarife wie bei Tibber

Viel Werbung für Privatkunden macht zum Beispiel Tibber und verspricht dabei, nur Ökostrom aus ostdeutschen Windkraftanlagen zu verkaufen, zum Monatspreis – oder sogar täglich abgerechneten Börsenpreis. Dafür sind einige technische Voraussetzungen zu erfüllen. Der Stromzähler muss digital sein und kompatibel mit dem Pulse-Gerät von Tibber. Der Zähler sollte Daten mittels Infrarot oder LED senden. Im Haushalt muss eine stabile Wlan-Verbindung vorhanden sein. Außerdem wird die Tibber-App installiert, um alle Funktionen miteinander zu verbinden. Die Vorteile für den Mehraufwand sind eine permanente Preis- und Verbrauchskontrolle. Stromspeicher wie für ein E-Auto lädt man dann, wenn die Energie besonders günstig ist, etc.

Stromdaten längst kein Geheimnis mehr – die Bundesnetzagentur informiert

Wer nicht bei Tibber oder einem anderen Digitalanbieter ist, weil der Hausanschluss das noch nicht hergibt, kann sich bei der Bundesnetzagentur immerhin fortlaufend über den Strommarkt informieren. Die Internetplattform SMARD, die für "Strommarktdaten" steht, verspricht einen umfassenden Überblick über das Geschehen von der Menge der erzeugten Energie und wo sie herkommt bis zum aktuellen Preis.

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