Archivbild von 1962: Der Komponist Werner Egk ist namensgebend für eine Augsburger Grundschule.
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Archivbild von 1962: Der Komponist Werner Egk ist namensgebend für eine Augsburger Grundschule.

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Stadtrat entscheidet über Namen der Werner-Egk-Grundschule

Stand er im Dienste der Nazis? Der Komponist Werner Egk ist Namenspatron einer Augsburger Schule. Neue historische Erkenntnisse lassen Zweifel ob seiner Vergangenheit während der NS-Zeit aufkommen - und ob seiner Eignung als Namensgeber.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Wie soll die Augsburger Werner-Egk-Schule künftig heißen? Darüber soll jetzt der Stadtrat entscheiden. Der Grund: Neue Erkenntnisse stellen den Komponisten, der in Donauwörth geboren und in Augsburg aufgewachsen ist, in ein noch kritischeres Licht.

Den einen galt Werner Egk bislang als Komponist großer Werke, der sich als Künstler vielleicht zu wenig von Hitler distanziert hatte, den anderen aber als Opportunist, der sich gezielt in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt hat. Nicht nur in Augsburg gibt es daher seit Jahren Diskussionen um den Komponisten, sondern auch in Donauwörth, wo Egk bis heute Ehrenbürger ist, ihm ein Brunnen gewidmet wurde und das Rathausglockenspiel jeden Tag eine von ihm komponierte Melodie wiedergibt.

Kontext des Künstlers aufdecken

In Augsburg hatte es bereits vor Jahren Diskussionen um eine mögliche Umbenennung der örtlichen Werner-Egk-Grundschule gegeben. Vor fünf Jahren, im Jahr 2019, hatte der Stadtrat einen entsprechenden Antrag aber abgelehnt und der Schule empfohlen, sich im Rahmen einer sogenannten Kontextualisierung mit dem Wirken Egks und seiner Rolle in der Hitlerzeit auseinanderzusetzen.

"Unzweifelhafte Vorbildfunktion" fragwürdig

Jetzt unternehmen die Stadtratsfraktionen von CSU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Bürgerliche Mitte einen neuen Vorstoß und beantragen, dass die Werner-Egk-Grundschule umbenannt werden soll. Die Namensgeberin oder der Namensgeber einer Schule, so die Begründung, müsse für die Schulgemeinschaft, insbesondere aber für die Schülerinnen und Schüler, "eine unzweifelhafte Vorbildfunktion" besitzen, so laute auch die Vorgabe des Kultusministeriums.

Wörtlich heißt es im Antrag der beteiligten Parteien: "Als Opportunist und Nutznießer der nationalsozialistischen Herrschaft, der nach 1945 nach dem jetzt vorliegenden Wissensstand nicht zur kritischen Selbstreflexion bereit war, ist Werner Egk in den Augen der Fraktionen menschlich kein Vorbild und ergo kein geeigneter Namenspatron. Dies trifft besonders auf eine Grundschule zu, in der eine differenzierte Auseinandersetzung mit einer ambivalenten Biografie eines Namensgebers kaum möglich erscheint". Die Schule selbst unterstützt diesen Vorstoß ebenfalls in einer entsprechenden Stellungnahme.

Neue Forschungsergebnisse

Ausschlaggebend für die Antragsstellung der Fraktionen sind demnach neue Forschungserkenntnisse über den Komponisten, unter anderem des Musikwissenschaftlers Michael Custodis. Dieser hat bereits auf klare "antisemitische Äußerungen" Egks hingewiesen. Eine bislang noch unveröffentlichte neue Studie der Musikwissenschaftlerin Anna Schamberger, die Donauwörther Archivbestände ausgewertet hat, soll dies wohl noch unterstreichen.

Aus Sicht der zuständigen Stelle bei der Stadt unterstreichen diese neuen Erkenntnisse über Werner Egk, dass er als Namensgeber für eine Grundschule "ungeeignet" sei. Eine Grundschule sollte mit ihrem Schulnamen als weltoffene Einrichtung auftreten. Der Komponist Werner Egk genüge den heutigen Ansprüchen an die Namensgebung einer Grundschule nicht, so heißt es. Nun soll der Augsburger Stadtrat entscheiden.

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