Eva Pillot zeigt eines der ersten Fotos aus dem Laden aus dem Jahre 1084.
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Eva Pillot zeigt eines der ersten Fotos aus dem Laden aus dem Jahre 1084.

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Von Exoten und Pionieren: Kleiner Bioladen feiert 40. Geburtstag

Heute ist Bio Trend – doch 1984 sorgte die Neuendettelsauerin Eva Pillot mit ihrer Idee vom Bioladen für skeptische Blicke. Der kleinen Laden hat viele Krisen und auch Hochphasen erlebt und feiert nun Jubiläum.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Zusammen mit einer Freundin hat Eva Pillot 1984 in Neuendettelsau den Bioladen "Mauerblümchen" gegründet. Exoten seien sie damals gewesen, die Idee eines kleinen Ladens voller regionaler Bio-Lebensmittel stieß doch auf viel Skepsis – bei Groß und Klein: "Manche Kinder sind am Laden vorbeigelaufen und haben geschrien: Vogelfutter, Vogelfutter. Also das war schon nicht immer so einfach", erinnert sich Eva Pillot. Heute kann sie darüber schmunzeln.

Deutschlandweit: etwa 2.000 Bio-Läden

Mit ihrer Idee gehörte Eva Pillot zu den Vorreitern der Branche. Laut dem Bundesverband Naturkost Naturwaren e. V. (BNN) entstanden die ersten Bioläden vor rund 50 Jahren als Weiterentwicklung der damaligen Reformhäuser. "Aus kleinen regionalen sogenannten Tante-Emma-Läden entwickelten sich vor allem in Süddeutschland schnell größere und anerkannte Geschäfte mit einem Vollsortiment für den täglichen Bedarf", so Hans Kaufmann, Pressesprecher des BNN. Zu den ersten Bioläden Deutschlands gehörten demnach "Kraut & Rüben" (Berlin), "Schwarzbrot" (Hamburg) oder auch „Mutter Erde Laden“ (München). Aktuell geht man beim Bundesverband von rund 2.000 Bio-Verkaufsstellen deutschlandweit aus.

Hochphasen während Tschernobyl, Rinderwahn und Corona

Frisches Obst und Gemüse von Höfen aus dem Umland, Kuh- und Ziegenkäse aus regionalen Käsereien und Bio-Backwaren zeichnen den Laden von Eva Pillot heute aus. In ihrem Sortiment finden sich aber auch Bio-Mangos von der Elfenbeinküste. Da müsse man sich schon auch nach der Nachfrage der Kundinnen und Kunden richten, so Pillot. Wichtig sei ihr aber auch hier ein fairer Umgang mit den Erzeugern und mit der Natur. Hochphasen hat es in den letzten 40 Jahren hier im Laden immer mal gegeben: "Als Tschernobyl war, da ging das Geschäft bei uns gut", so Pillot. "Und dann auch rund um die BSE-Krise und Rinderwahn."

Krisenstimmung und Inflation sorgen für Branchen-Minus

Laut dem Bundesverband ist die Zahl der Bioläden in Deutschland und insbesondere in Bayern seit der 1970er Jahren immer weiter gestiegen. Bis 2021 sei auch der Umsatz in der Bio-Branche immer größer geworden, so der BNN. Auch während der Corona-Pandemie erlebten die Biomärkte ein Nachfragehoch. So stieg auch im kleinen Laden von Eva Pillot der Umsatz. Plötzlich legten die Menschen mehr Wert auf Bio-Lebensmittel, auf Ernährung und Kochen ganz allgemein. Doch zuletzt folgte ein Einbruch durch "den Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die massiv gestiegene Inflation im Jahr 2022", so der Bundesverband. Bundesweit habe es deshalb auch schon Schließungen gegeben.

Stammkunden sind seit 40 Jahren treu

Auch im "Mauerblümchen" in Neuendettelsau merkt man die aktuelle Krisenstimmung deutlich, der Umsatz ging zuletzt zurück. Treu bleiben allerdings die Stammkunden, so Chefin Eva Pillot. "Tatsächlich gibt es immer noch einige Kunden von damals, die wir heute immer noch haben", erinnert sich Pillot an die Anfänge vor rund 40 Jahren. Fragt man ihre Kundinnen und Kunden, dann schätzen die vor allem die persönliche Beratung, die netten Gespräche und die hochwertigen Lebensmittel.

Mit 71 Jahren noch immer im Laden

Natürlich seien die Lebensmittel hier im Schnitt teurer als im Discounter, aber als Ausrede will Eva Pillot das nicht gelten lassen: "Wenn es einem wirklich wichtig ist und wenn man bewusst und gezielt einkauft, was man wirklich braucht – dann ist es für mich eigentlich gar nicht mehr viel teurer." Die Pionierin von damals ist heute 71 Jahre alt. So lange sie es noch kann, will sie in ihrem Laden noch weiterarbeiten. Glücklicherweise ist die Nachfolge schon geklärt: Ihre Tochter Julia Gilch wird den Laden übernehmen – die Liebe zu den Bio-Produkten hat ihre Mutter ihr quasi in die Wiege gelegt.

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