Die (v.l.) Landsberger Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV), der Holocaust-Überlebende Abba Naor, der 1. Bürgermeister Kauferings Thomas Salzberger (SPD) und der Standortälteste Oberstleutnant Bernd Herrmann, im neuen Ausstellungsbereich in der Untertageanlage in der Welfenkaserne in Landsberg.
Bildrechte: BR/Florian Regensburger

Es sei wichtig, dass Menschen an solche Orte kommen können, um sich den Schrecken und das Leid vorstellen zu können, sagte Abba Naor (2.v.l.).

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KZ-Außenlager bei Landsberg: Überlebende erinnern an Befreiung

In Landsberg ist an die Befreiung des umliegenden KZ-Außenlager-Komplexes vor 78 Jahren erinnert worden. Der Gedenkakt fand in dem riesigen unterirdischen Bunker statt, den Zwangsarbeiter errichten mussten. Auch einer der letzten Überlebenden sprach.

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Der Holocaust-Überlebende Abba Naor hat bei einer Gedenkfeier zur Befreiung der KZ-Außenlager um Landsberg und Kaufering die Wichtigkeit von Erinnerungsorten wie des Bunkers in der heutigen Welfenkaserne betont. Es sei wichtig, dass Menschen an solche Orte kommen können, um sich den Schrecken und das Leid vorstellen zu können, sagte der 95-Jährige in seinem Gedenkwort in der Untertageanlage.

Enkel von Max Volpert unter den Gästen

Die Bundeswehr, die Stadt Landsberg und der Markt Kaufering hatten zu der Veranstaltung mit rund 180 Gästen geladen. Darunter waren neben Überlebenden der Dachauer KZ-Außenlager, die vor 78 Jahren befreit wurden, auch Nachkommen von damaligen Häftlingen wie Tomer Izig. Er ist der Enkel des 2021 verstorbenen Max Volpert, der noch bis vor seinem Tod regelmäßig Zeitzeugengespräche mit Landsberger Schülern geführt hatte – zuletzt per Video-Konferenzschaltung aus Israel.

In seinem Gedenkwort sagte Izig, es sei ein Privileg, Volperts Enkel zu sein. Er wolle die Mission seines Großvaters fortsetzen, dessen Geschichte zu erzählen.

Abba Naor und Max Volpert, beide gebürtig aus Litauen, hatten auf dem Gelände in Zwangsarbeit mit an dem unterirdischen Bunker bauen müssen, der als Flugzeugfabrik der Nazis geplant war. Das Lager in Kaufering sei das schlimmste gewesen, sagte Abba Naor, der in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert war: "Was ich hier erlebt habe, war Hunger, Not, Schläge, Läuse, schwerste Arbeit", sagte er. In Zwölf-Stunden-Schichten hätten sie im Laufschritt 50 Kilo schwere Zementsäcke schleppen müssen. Er habe seine Mutter und seine zwei Brüder hier verloren.

Mehr als 6.300 Häftlinge kamen in Landsberg und Kaufering um

Insgesamt waren etwa 23.000 Häftlinge – überwiegend jüdische Männer und Frauen – von den Nazis zur Zwangsarbeit in den Außenlagerkomplex des KZ Dachau um Landsberg und Kaufering deportiert worden. Mehr als 6.300 von ihnen kamen in der Haft unter den menschenunwürdigen Bedingungen zu Tode.

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Landtagsvizepräsident Karl Freller (CSU) betonte die Bedeutung einer starken Bundeswehr für Freiheit und Demokratie. "Moralische Stärke braucht militärische Stärke", sagte er in seinem Grußwort. Ohne ihr starkes Militär hätten "die Amerikaner die Konzentrationslager nicht befreit", sagte Freller weiter und schlug den Bogen in die heutige Zeit: Auch im Ukrainekrieg könne dem Aggressor Russland nur mit militärischer Stärke Einhalt geboten werden.

Generalkonsulin Shamir: Freie Gesellschaft fortlaufend verteidigen

Zur Gedenkveranstaltung in der Bunkeranlage war auch die Generalkonsulin des Staates Israel in München, Carmela Shamir, gekommen. In ihrer auf Englisch gehaltenen Rede betonte sie die Wichtigkeit, die freie Gesellschaft fortlaufend zu verteidigen. Es reiche dabei nicht, nur zu reden. Unter anderem mit Freller, der Landsberger Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) und dem Kauferinger Bürgermeister Thomas Salzberger (SPD) sowie Vertretern der Landsberger und Kauferinger Gedenkvereine legte Shamir am Gedenkstein im Bunker einen Kranz nieder.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wurde die Ausstellung in der Untertageanlage neueröffnet: In einem komplett neuen Bereich werden dort nun alle elf Außenlager des Komplexes um Landsberg und Kaufering mit umfangreichem Bildmaterial dargestellt.

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